Mädchen und Jungen im Frauenhaus

Mädchen und Jungen sind immer direkt und/oder indirekt betroffen von der Gewalt gegen die Mutter. Sie sind meist Augen- und Ohrzeugen von verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen und erleben die unterschiedlichsten Misshandlungen an der Mutter mit - oder sie werden selbst Opfer von physischer, psychischer und sexueller Gewalt.
So ist das Frauenhaus auch ein Schutzraum für die Mädchen und Jungen, welche mit ihren Müttern flüchten und dort vorübergehend leben.

Im Frauenhaus leben Mädchen und Jungen aller Altersgruppen. Jungen, die älter als vierzehn Jahre sind, werden gemeinsam mit ihren gewaltbetroffenen Müttern zunächst vorläufig in unserem Frauenhaus aufgenommen. Individuell werden mit Müttern und Söhnen Vereinbarungen bzgl. eines längerfristigen (aber dennoch vorübergehenden) Aufenthaltes des Jugendlichen im Frauenhaus getroffen.
Die Mädchen und Jungen, die mit ihren Müttern ins Frauenhaus flüchten, haben verschiedene Nationalitäten, unterschiedliche kulturelle Hintergründe und familiäre Erfahrungen. Die interkulturelle Gemeinschaft im Frauenhaus unterstützt einen selbstverständlichen Austausch zwischen den Mädchen und Jungen (und ihren Müttern) unterschiedlicher Lebenswelten, einen selbstbewussten und angstfreien Umgang mit Vielfalt und ein gleichberechtigtes Zusammenleben. Toleranz und der respektvolle Umgang mit Unterschiedlichkeiten müssen für die Mädchen und Jungen zu jeder Zeit erleb- und erfahrbar sein. Die Gestaltung der Räume und die Auswahl der Spielmaterialien sind so gewählt, dass die Mädchen und Jungen sich mit ihren familiären und kulturellen Hintergründen wieder finden können.

Die Mädchen und Jungen als individuelle Personen mit ihren eigenen Erfahrungen, Wünschen und Ängsten wahrnehmend, steht jedem Kind eine Ansprechpartnerin des Mädchen- und Jungenbereiches zur Verfügung. Durch die Mitarbeiterinnen des Mädchen- und Jungenbereiches erleben die von Gewalt betroffenen Kinder eine engagierte und parteiliche Unterstützung für ihre Interessen und Probleme.
Die Flucht ins Frauenhaus stellt für die Mädchen und Jungen (meist) einen plötzlichen und unvorbereiteten Einschnitt in ihr Leben dar. Im Zusammenleben in der Gemeinschaft und durch die Mitarbeiterinnen des Mädchen- und Jungenbereiches werden die Kinder unterstützt, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.
Durch ihren Aufenthalt im Frauenhaus und Gesprächen mit den anderen Kindern nehmen die Mädchen und Jungen häufig zum ersten Mal wahr, dass andere Kinder in gleicher oder ähnlicher Weise von Gewalt betroffen sind. Dies trägt dazu bei, dass die Kinder, Scham, Schuldgefühle und Verantwortungsübernahme für die erlebte Gewalt abbauen können.

Die Gewalterlebnisse können unterschiedliche und vielfältige Auswirkungen auf die Mädchen und Jungen haben. Bei der Bewältigung der vorangegangenen Lebenssituation werden die Kinder von den Mitarbeiterinnen des Mädchen- und Jungenbereiches unterstützt. Neben der Möglichkeit, dem erlebten Ausdruck zu geben, sind die eigene Wahrnehmung und das Körpergefühl der Mädchen und Jungen wichtige Aspekte in der Auseinandersetzung. Entsprechend den Fähigkeiten und den Bedürfnissen der Kinder werden die bisherigen Erfahrungen im Rahmen der Einzel- oder Gruppenangebote thematisiert. Die Auswahl der Methoden und der Materialien ist ebenfalls auf die Mädchen und Jungen abgestimmt und gibt die Möglichkeit die Erlebnisse auch spielerisch aufzuarbeiten.
Von großer Bedeutung für die Mädchen und Jungen, die von Gewalt direkt und/oder indirekt betroffen sind, ist die Betrachtung von Rollenbildern und Stereotypen. In diesem Zusammenhang gilt es, erlebte und erlernte Strategien der Konfliktlösung zu hinterfragen und Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, die auf gegenseitigem Respekt beruhen.
Grundlegend sollen die Mädchen und Jungen unterstützt werden, ihre Grenzen, Ängste und Bedürfnisse wahrzunehmen und diese zum Ausdruck zu bringen. Dabei werden die Kinder in ihrem Selbstvertrauen gestärkt und erleben das Frauenhaus als sichere Umgebung, in der sie sich selbst entdecken und entwickeln können.


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